
Kennenlernen nach 13 Jahren
Nachdem ich bereits zweimal in Nyamasheke war (2003 und 2009), entschied ich mich dieses Jahr noch einmal dorthin zu fliegen. Warum? Seit 2011 unterstütze ich eine junge Frau, die ich unbedingt einmal kennen lernen wollte. Angefangen hat unsere Bekanntschaft, als uns der damalige Bischof Damascène mitteilte, er habe sechs Studenten, denen der das Studium nicht mehr bezahlen kann: eine weibliche und 5 männliche Studenten. Spontan entschloss ich mich, diese weibliche Studentin zu unterstützen. Seit dieser Zeit schreiben wir uns ständig per Mail oder WhatsApp und tauschen uns aus. So konnte ich ihr helfen, das Studium am „Institut Superieur de Pedagogie et de Catechese“ aufzunehmen. Victoire, so heißt die Studentin, hat zu meiner großen Freude ihr Studium mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen.


Von 2013 bis 2016 arbeitete sie im Dienst der Diözese. In dieser Zeit heiratete Victoire und gebar zwei Kinder, Angelus und Christelle. Leider verlor sie 2016 mit anderen Angestellten der Diözese ihren Arbeitsplatz. Es war für Victoire ein arger Schicksalsschlag, denn auch ihr Mann war arbeitslos. Victoire war der Verdiener dieser jungen Familie. In dieser Zeit war es für mich selbstverständlich, zu helfen, um sie gewissermaßen über Wasser zu halten.


2018 fragte mich Victoire, ob ich ihr helfen könnte, ein neunmonatiges Studium zu finanzieren. Natürlich half ich. Und so studierte Victoire zu Hause mit von der Uni zugesandten Unterlagen und schloss an der Universität Kigali ihr „post graduate diploma in education in university“ 2019 ebenfalls mit sehr gutem Erfolg ab. Seit 2021 hat sie wieder eine Anstellung in einer Sekundarschule als Lehrerin in Religion, Ethik und Französisch und zu Hause arbeitet sie auch ehrenamtlich, wie ich erfahren habe, sehr
engagiert in ihrer Pfarre mit.



Als ich Victoire dieses Jahr im Juli gemeinsam mit Pater Jacques besuchte, war das eine
riesengroße Freude. Sie war gerade mit ihrem dritten Kind schwanger, das inzwischen auf
die Welt gekommen ist. Es ist ein Mädchen namens Michaela. Ich bewundere Victoire, sie ist
eine starke und fleißige Frau, die ihre ganze Familie ernährt. Ihre kleine Schwester Janviere
wohnt bei ihnen, hilft im Haus und als Babysitter mit, wenn Victoire in der Schule ist. Sie
haben inzwischen ein großes Haus gebaut, schön eingerichtet und sogar Strom eingeleitet.
Das alles ist in diesem Land keine Selbstverständlichkeit. Ich bin sehr glücklich, Victoire
unterstützt zu haben. Es war und ist noch immer „Hilfe zur Selbsthilfe“!
Christel