Unsere kleine, der Heiligsten Dreifaltigkeit geweihte Pfarrkirche Graz-Karlau, lag vor rund 270 Jahren noch außerhalb des Stadtgebietes in der „Grazer Vorstadt“. Sie wurde von der Ordensgemeinschaft der Trinitarier, einem Bettelorden errichtet, der sich besonders der Aufgabe verpflichtet hat, gefangene Christen aus Gefängnis und Sklaverei loszukaufen.
Wir erzählen dies deshalb, weil unsere Pfarre bis heute versucht, diesem Charisma treu zu bleiben. Viele Aktivitäten, so auch der „Arbeitskreis Weltkirche“, zielen darauf ab, Menschen hier, aber auch im fernen Rwanda aus ihren Kerkern von Armut und Not sowie von Ausgrenzung zu befreien. Wir möchten ihnen, soweit es möglich ist, die Lasten ihres Lebens abnehmen oder sie ihnen wenigstens tragen zu helfen.
Übrigens hat uns dazu auch Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika aufgerufen und ermutigt, als Empfänger der Liebe Gottes Träger der Nächstenliebe zu sein, die Liebe Gottes zu verbreiten und Netze der Nächstenliebe zu knüpfen.
Aus solchen Bestrebungen heraus wurde vor etwa 40 Jahren auch unser „Arbeitskreis Weltkirche“ gegründet. In enger Zusammenarbeit mit „MISSIO Österreich“ werden Hilfsprojekte in der ganzen Welt unterstützt, Kinderpatenschaften übernommen und jungen Menschen durch eine Priesterpatenschaft die Ausbildung zum Priester ermöglicht.
Aus einer dieser ersten Priesterpatenschaften entstand unsere Partnerschaft mit der Pfarre Nyamasheke in Rwanda. Der damalige Pfarrer von Nyamasheke, Pater Ubald, ist ein geistiges Kind unseres ehemaligen Pfarrers Karl Thaller. Dieser hat sein Studium über eine Missio-Priesterpatenschaft finanziert und nach dessen Priesterweihe mit ihm unsere Partnerschaft gegründet.
Viele, auch außerhalb unserer Pfarrgemeinde, ließen sich von der Not der dort lebenden Menschen, besonders nach dem furchtbaren Genozid von 1994 berühren. Sie haben durch Ihre Gaben wesentlich zur Verbesserung der Lebensumstände dieser Menschen beigetragen. Ihnen allen möchte der Arbeitskreis Weltkirche der Pfarre Graz-Karlau namens dieser Leidgeprüften aus tiefstem Herzen danken. Gott möge Ihnen allen ihre Güte reichlich vergelten.
Von dem im Jahre 1994 grausam geführten Bürgerkrieg wurde auch unsere Partnerpfarre heimgesucht. Tausende von Christen in unserer Partnerpfarre verloren damals ihr Leben. Selbst die rund 6.000 Menschen, die in die Pfarrkirche flüchteten und sich dort sicher wähnten, wurden in der Kirche brutal ermordet. Auch Pater Ubald hat in diesem Genozid 84 Familienmitglieder, darunter auch seine Mutter, verloren. Als nach knapp 100 Tagen der Genozid beendet wurde und wieder Frieden einkehrte, war das ganze Land schwer gezeichnet von den Folgen dieses Wahnsinns. Allein in der Gemeinde unserer Partnerpfarre mussten damals rund 800 Witwen ohne Familienerhalter für ihre Kinder sorgen, und 1.200 Vollwaisen fristeten ihr Leben auf der Straße. Staatliche Hilfe gab es nicht. Die Kirche unterstützt die verarmte Bevölkerung nicht nur materiell, sondern bemüht sich unermüdlich, die Menschen wieder miteinander zu versöhnen. Pater Ubald ging als einer der ersten mit gutem Beispiel voran.
Diese Partnerschaft besteht nun schon seit ca. 40 Jahren und hat sich allmählich zu einem großen Hilfswerk für die dortige Pfarrgemeinde und darüber hinaus auch für die ganze Diözese Cyangugu entwickelt. Bis heute sind wir eng mit der Pfarre Nyamasheke freundschaftlich verbunden und helfen zusammen mit dem heutigen neuen Pfarrer von Nyamasheke, Pater Celestin, den Ärmsten der Armen.
Viele der Projekte laufen schon seit mehreren Jahren. Einige sind neu dazugekommen. Um ihre Effizienz zu überprüfen, die Weiterführung zu sichern und unsere Partnerschaft zu vertiefen, organisieren wir jährliche eine Pastoralreise, natürlich auf eigene Kosten.
Allen, die uns bisher bei der Verwirklichung der Projekte geholfen haben, allen Freunden unseres „Arbeitskreises Weltkirche“, allen Mitarbeitern und Spendern darf ich namens des verstorbenen Bischofs Jean Damascène und des neuen Bischofs Edouard Sinayobye der Diözese Cyangugu und der beiden der Pfarrer Pater Ubald (verstorben), Pater Jacques, Pater Alexis und jetzt Pater Celestin ein aufrichtiges „Vergelts Gott“ sagen und Sie/Euch bitten, unsere Arbeit für die Ärmsten der Armen in Rwanda weiterhin zu unterstützen und wenn möglich, auch andere dafür zu begeistern.
Text: Jacky Weitlaner (R.I.P)